Lexikon

Sokrates (469–399 v. Chr.) gilt als eine der prägendsten Gestalten der abendländischen Philosophie, obwohl er selbst keine Schriften hinterlassen hat. Sein Wirken ist uns vor allem durch die Berichte seiner Schüler – insbesondere Platon und Xenophon – überliefert. Sokrates stellte nicht fertige Lehren auf, sondern suchte im Gespräch nach Wahrheit und Erkenntnis. Mit seiner sokratischen Methode des Fragens und Widerlegens (elenchus) brachte er seine Gesprächspartner dazu, eigene Widersprüche zu erkennen und so Schritt für Schritt zur Einsicht vorzudringen.

Der Begriff liberum arbitrium bezeichnet den freien Willen des Menschen und gehört zu den zentralen Themen der christlichen Theologie seit der Antike. Schon Kirchenväter wie Augustinus rangen mit der Frage, wie menschliche Entscheidungsfreiheit mit der göttlichen Allmacht und Gnade zusammenpasst. Ist der Mensch wirklich frei, das Gute zu wählen, oder ist er von Natur aus durch die Sünde gebunden und angewiesen auf Gottes Gnade? In dieser Spannung entfaltet sich eine jahrhundertelange Debatte zwischen Freiheit und Vorherbestimmung, Verantwortung und Erlösung.

„Verbum Dei“ bezeichnet in der christlichen Theologie das Wort Gottes – nicht nur als geschriebene Schrift, sondern als göttliche Offenbarung, als lebendige Mitteilung Gottes an die Menschen. Es ist zentraler Angelpunkt, an dem Glaube, Erkenntnis und Gottesbeziehung zusammenlaufen: Durch das Verbum Dei wird Gott selbst hörbar, sichtbar und wirksam; zugleich fordert es eine Antwort, einen Empfang im menschlichen Hören und Handeln. Der Begriff umfasst mehrere Dimensionen: Das geschriebene Wort der Heiligen Schrift, die Überlieferung durch Tradition, die Verkündigung der Kirche und nicht zuletzt das lebendige Reden Gottes.

René Descartes (1596–1650) gilt als einer der Begründer der neuzeitlichen Philosophie und als Schlüsselfigur des Rationalismus. In einer Zeit des Umbruchs, geprägt von religiösen Konflikten, wissenschaftlichen Entdeckungen und dem Zerfall traditioneller Denksysteme, suchte er nach einem unerschütterlichen Fundament des Wissens. Sein berühmter Satz „Cogito, ergo sum“ – „Ich denke, also bin ich“ – wurde zum Ausgangspunkt einer Philosophie, die Gewissheit in der Selbstreflexion und in der Vernunft begründet. Neben seiner erkenntnistheoretischen Bedeutung trug Descartes wesentlich zur Mathematik und Naturwissenschaft bei.

Aristoteles (384–322 v. Chr.) gehört zu den einflussreichsten Denkern der abendländischen Geistesgeschichte. Als Schüler Platons und Lehrer Alexanders des Großen verband er philosophische Reflexion mit scharfer Beobachtung der Wirklichkeit. Während Platon das Reich der Ideen betonte, richtete Aristoteles den Blick stärker auf die konkrete Welt, ihre Strukturen und Gesetzmäßigkeiten. Er begründete die Logik als eigenständige Disziplin, entwickelte grundlegende Konzepte in Ethik, Metaphysik und Naturphilosophie und entwarf mit seiner „Nikomachischen Ethik“ ein bis heute prägendes Verständnis vom guten Leben.

Kaum ein Begriffspaar hat die Philosophiegeschichte so stark geprägt wie Potenz und Akt. Bereits Aristoteles entwickelte diese Unterscheidung, um grundlegende Fragen des Werdens, der Veränderung und der Wirklichkeit zu erklären. Während die Potenz das „Noch-nicht-Sein“ bezeichnet – die Möglichkeit, etwas zu werden –, meint der Akt die Verwirklichung dieser Möglichkeit. Ein Samenkorn ist etwa Potenz zum Baum, der wachsende Baum ist der Akt. Diese Kategorien erlauben es, Veränderung zu denken, ohne in Widersprüche zu geraten, und sie bilden bis heute eine zentrale Grundlage metaphysischer Reflexion.

Die Schrift De mystica theologia („Über die mystische Theologie“) des Pseudo-Dionysius Areopagita, entstanden um das 5./6. Jahrhundert, gehört zu den grundlegenden Texten der christlichen Mystik und hat bis in die Neuzeit hinein Theologen, Philosophen und spirituelle Denker geprägt. In knapper, zugleich dichter Sprache entwickelt der Autor eine Lehre, die das Verhältnis zwischen Gott und Mensch radikal jenseitig denkt: Gott entzieht sich jeder menschlichen Erkenntnis, jeder Definition und allen Bildern.

Die Eschatologie – abgeleitet vom griechischen eschatos („der Letzte“) und logos („Lehre“) – beschäftigt sich mit den „letzten Dingen“: Tod, Auferstehung, Gericht, Himmel, Hölle und der Vollendung der Welt. Sie ist ein zentrales Thema der christlichen Theologie, das Hoffnung und Herausforderung zugleich darstellt. In der Eschatologie geht es nicht nur um das Ende der Zeiten, sondern auch um das Ziel menschlicher Existenz und die endgültige Verwirklichung von Gottes Heilsplan.

Theologia Crucis (Theologie des Kreuzes) ist ein zentrales Konzept der lutherischen Theologie, das besonders durch Martin Luther geprägt wurde. Im Gegensatz zur sogenannten Theologia Gloriae (Theologie der Herrlichkeit), die Gott vor allem in seiner Macht, Größe und Schöpfung sucht, betont die Theologia Crucis, dass Gott sich gerade im Leiden, in Schwäche und im scheinbaren Scheitern – besonders im Kreuzestod Jesu – offenbart.

Meister Eckhart (ca. 1260–1328) war ein deutscher Theologe, Philosoph und Mystiker des Spätmittelalters. Als Dominikanermönch lehrte er an den bedeutendsten Universitäten seiner Zeit und verband scholastische Philosophie mit tiefgehender mystischer Erfahrung. Zentral in seinem Denken ist die unmittelbare Gotteserfahrung im Innersten der Seele, jenseits aller Bilder und Begriffe.

Theresa von Ávila (1515–1582) war eine spanische Mystikerin, Karmelitin, Kirchenlehrerin und eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der katholischen Reformbewegung im 16. Jahrhundert. Als Visionärin und spirituelle Lehrerin prägte sie die christliche Mystik nachhaltig durch ihre tiefgreifenden Schriften über das Gebet, die Gottesbegegnung und den inneren Weg der Seele. Ihr Wirken führte zur Reform des Karmeliterordens und zur Gründung des Unbeschuhten Karmel.

Ludwig Wittgenstein (1889–1951) war ein österreichisch-britischer Philosoph und zählt zu den einflussreichsten Denkern des 20. Jahrhunderts. Er prägte vor allem die Sprachphilosophie und die Logik. Sein erstes Hauptwerk, „Tractatus Logico-Philosophicus“ (1921), versucht, die Grenzen der Sprache und des Denkens zu bestimmen. Der berühmte Schlusssatz lautet: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“