Lexikon

De spiritu et anima ist eine mittelalterliche Kompilierschrift, die lange Zeit Augustinus zugeschrieben wurde, tatsächlich jedoch aus verschiedenen Quellen der hochmittelalterlichen Mystik und Scholastik zusammenfließt. Das Werk beschäftigt sich mit der inneren Struktur des Menschen, mit Seele, Geist und deren Beziehung zu Gott, und verbindet dabei mystische Intuition mit theologischer Reflexion. In klarer, zuweilen fast lehrhafter Sprache entfaltet der Text ein spirituelles Menschenbild, in dem das Innere des Menschen zum Ort der Erkenntnis und Wandlung wird. Die Seele erscheint als ein dynamischer Raum, der sich in der Reinigung, Erhebung und Gotteserkenntnis vollendet. So wird De spiritu et anima zu einer Art geistlicher Landkarte, die den Weg der inneren Läuterung beschreibt – ein Spiegel dessen, wie der Mensch in der Tiefe seines Wesens von der göttlichen Wahrheit berührt wird.

Liber vitae meritorum ist eines der großen visionären Werke der Hildegard von Bingen und bildet zusammen mit Scivias und dem Liber divinorum operum ihre mystische Trilogie. Die Schrift entfaltet ein machtvolles geistliches Schau-Bild der menschlichen Existenz, in dem Tugenden und Laster einander gegenüberstehen wie lebendige Gestalten. In eindringlichen Visionen zeigt Hildegard, wie der innere Kampf des Menschen nicht nur moralisch, sondern kosmisch verankert ist – eingebettet in den göttlichen Heilsplan, der das ganze Universum durchdringt.

Das Buch der göttlichen Tröstung gehört zu den eindringlichsten Texten aus der Feder von Meister Eckhart und entfaltet eine Spiritualität, die zugleich kraftvoll, nüchtern und tief innerlich ist. Die Schrift richtet sich an eine Adlige in persönlicher Not, doch ihr Gehalt überschreitet die historische Situation weit und führt mitten in das Herz der christlichen Mystik: in die Frage, wie wahre Tröstung entsteht. Eckhart zeigt, dass echter Trost nicht im Wechsel der äußeren Umstände liegt, sondern in der Befreiung des inneren Menschen. Der Weg der Seele führt zur Gelassenheit – einem Zustand, in dem sie alles, was sie bindet, loslässt und sich im „Grund der Seele“ mit Gott eint. In dieser radikalen Innerlichkeit wird Tröstung nicht als Gefühl verstanden, sondern als Teilnahme am göttlichen Sein selbst.

Aufstieg zum Berge Karmel zählt zu den bedeutendsten Werken des Johannes vom Kreuz und bildet gemeinsam mit der Dunklen Nacht den Kern seiner mystischen Lehre. In diesem Werk beschreibt er den inneren Weg der Seele zu Gott als einen mühevollen, aber befreienden Aufstieg: einen Prozess der Entleerung, Läuterung und Loslösung von allen ungeordneten Anhänglichkeiten. Der „Berg Karmel“ steht hierbei als Symbol für den Gipfel der Vereinigung mit Gott, der nur erreicht werden kann, wenn der Mensch bereit ist, durch die Nacht des Glaubens zu gehen und alles Hintergründige von sich abfallen zu lassen.

Über die heilige Einfalt (De vera religione) gehört zu den frühen Schriften des Augustinus und steht an einem Wendepunkt seines geistigen Weges. Das Werk kreist um die Frage, wie der Mensch zur wahren Gotteserkenntnis gelangt – nicht durch äußere Spektakel, sondern durch eine innere Sammlung, die das Herz von unnötigen Verhaftungen löst. „Heilige Einfalt“ bedeutet dabei keine naive Unwissenheit, sondern eine geordnete, geläuterte Einfachheit der Seele, die das Wesentliche sucht und das Unwesentliche loslässt.

Der Ausdruck Scriptura Sacra – die „Heilige Schrift“ – bezeichnet im theologischen Kontext die Gesamtheit der als göttlich inspiriert verstandenen biblischen Texte. Sie bildet für das Christentum nicht nur eine historische Sammlung religiöser Überlieferungen, sondern die maßgebliche Quelle von Offenbarung, Glaubenslehre und geistlicher Orientierung. In der Scriptura Sacra begegnet der Gläubige dem Anspruch, dass Gott selbst in menschlichen Worten spricht und sich in einem konkreten geschichtlichen Rahmen verständlich macht. Zugleich stellt sie die Theologie vor zentrale hermeneutische Herausforderungen: Wie ist der vielschichtige Text zu deuten? Welche Autorität kommt ihm im Verhältnis zu Tradition, Vernunft und Erfahrung zu? Die Auseinandersetzung mit der Scriptura Sacra führt somit unmittelbar in das Zentrum theologischen Denkens und öffnet den Raum für Fragen nach Wahrheit, Auslegung und göttlicher Selbstmitteilung.

Meister Eckhart (ca. 1260–1328) war ein deutscher Theologe, Philosoph und Mystiker des Spätmittelalters. Als Dominikanermönch lehrte er an den bedeutendsten Universitäten seiner Zeit und verband scholastische Philosophie mit tiefgehender mystischer Erfahrung. Zentral in seinem Denken ist die unmittelbare Gotteserfahrung im Innersten der Seele, jenseits aller Bilder und Begriffe.

Die Schrift De mystica theologia („Über die mystische Theologie“) des Pseudo-Dionysius Areopagita, entstanden um das 5./6. Jahrhundert, gehört zu den grundlegenden Texten der christlichen Mystik und hat bis in die Neuzeit hinein Theologen, Philosophen und spirituelle Denker geprägt. In knapper, zugleich dichter Sprache entwickelt der Autor eine Lehre, die das Verhältnis zwischen Gott und Mensch radikal jenseitig denkt: Gott entzieht sich jeder menschlichen Erkenntnis, jeder Definition und allen Bildern.

Die Eschatologie – abgeleitet vom griechischen eschatos („der Letzte“) und logos („Lehre“) – beschäftigt sich mit den „letzten Dingen“: Tod, Auferstehung, Gericht, Himmel, Hölle und der Vollendung der Welt. Sie ist ein zentrales Thema der christlichen Theologie, das Hoffnung und Herausforderung zugleich darstellt. In der Eschatologie geht es nicht nur um das Ende der Zeiten, sondern auch um das Ziel menschlicher Existenz und die endgültige Verwirklichung von Gottes Heilsplan.

Theresa von Ávila (1515–1582) war eine spanische Mystikerin, Karmelitin, Kirchenlehrerin und eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der katholischen Reformbewegung im 16. Jahrhundert. Als Visionärin und spirituelle Lehrerin prägte sie die christliche Mystik nachhaltig durch ihre tiefgreifenden Schriften über das Gebet, die Gottesbegegnung und den inneren Weg der Seele. Ihr Wirken führte zur Reform des Karmeliterordens und zur Gründung des Unbeschuhten Karmel.

Theologia Crucis (Theologie des Kreuzes) ist ein zentrales Konzept der lutherischen Theologie, das besonders durch Martin Luther geprägt wurde. Im Gegensatz zur sogenannten Theologia Gloriae (Theologie der Herrlichkeit), die Gott vor allem in seiner Macht, Größe und Schöpfung sucht, betont die Theologia Crucis, dass Gott sich gerade im Leiden, in Schwäche und im scheinbaren Scheitern – besonders im Kreuzestod Jesu – offenbart.

Johannes vom Kreuz’ Werk „Die dunkle Nacht der Seele“ gehört zu den bedeutendsten Texten der christlichen Mystik. Entstanden im 16. Jahrhundert im Kontext der spanischen Reformbewegung um Teresa von Ávila, beschreibt es den inneren Weg der Seele zu Gott durch eine Erfahrung radikaler Leere und Entbehrung. Die „dunkle Nacht“ ist dabei nicht bloß ein Bild für Leid oder Zweifel, sondern ein geistlicher Prozess: Alles, woran der Mensch sich klammert – Sinneseindrücke, Gedanken, selbst fromme Gewissheiten – wird ihm entzogen, damit er in reiner Liebe zu Gott finden kann.